Mittwoch, 12. Dezember 2012

Heimflug

Über Nacht hat es zwar geregnet in Marrakesch, aber morgens war wieder strahlend blauer Himmel und die Störche klapperten um die Wette. Nach einem ausgiebigem Frühstück und einem letzten Update meines Blogs im Internet radelte ich ziemlich früh die 6 km zum Flughafen, wo ich schon gegen 11 Uhr ankam.
Das Vorbereiten des Rades, Abmontieren der Pedale, Lenker quer legen, Schutz für Sattel, Lenkerteile und Schaltung hinten, dauerte eine Weile. Dann wurden die Radtaschen wieder zu einem Gepäckstück zusammengeschnürt, und los ging's zum Schalter.
Als Erstes wußte ein deutsch sprechender Herr am Schalter gleich mal, dass man die Luft aus den Reifen lassen müsse. Es nützte nichts, dass ich ihm sagte, das sei ausgemachter Unsinn, da im Frachtraum derselbe Luftdruck wie in der Kabine herrsche. Selbst wenn das nicht der Fall wäre, z.B. durch einen plötzlichen Druckabfall, würde das in 10000m Höhe lediglich eine Verringerung des Außenluftdrucks von 1 Bar auf 0,3 Bar bedeuten, d.h. der Überdruck des Reifens würde gegenüber dem Umgebunghsdruck um 0,7 Bar steigen. Da meine Reifen für 8 Bar zugelassen sind und nur mit 6 Bar aufgepumpt sind, sollten sie also selbst einen Druckabfall ohne Platzen aushalten. Beim Hinflug von Deutschland aus galten diese physikalischen Gesetze auch noch, Marokko hat seine eigenen.
Das Rad wurde schon durch den Scanner geschickt, als einem andern Mitarbeiter einfiel, dass es nun auch noch sauber in Folie verpackt werden müsse. Ich hatte zwar schon alle Teile abgedeckt, die dreckig waren oder andere Gepäckstücke hätten zerkratzen können, aber doppelt hält natürlich besser und bringt noch einmal 120 Dirham für eine marokkanische Kasse, ich weiß nicht welche. Ob der vielen Vorschriften vergassen die Mitarbeiter am Schalter dann wohl ganz, die 50 Euro Extra für das Fahrrad zu kassieren, mir war es recht.
Über einem inzwischen wieder stark bewölkten Marrakesch starteten wir sogar etwas früher als geplant Richtung Heimat. Ausgerechnet während des Fluges ereilte mich dann "Montezumas Rache", ich musste mehrmals die bei mir nicht gerade sehr beliebte Flugzeugtoilette aufsuchen. In Düsseldorf gelandet dann der Kälteschock, dicker Schnee und -5°C; wir durften zwar in den Finger aussteigen, weiter aber auch nicht, weil offenbar niemand wußte, dass wir längst gelandet waren. Erst nach einem Anruf des Piloten wurden wir nach einer Viertelstunde aus der Kältefolter entlassen.
Das Gepäck stand schon da, ich nahm mir einen Wagen, rollte keine 100m durch die erste Tür, ... und musste den Wagen schon wieder stehenlassen, weil der Übergang zum Skytrain nur ohne Wagen gestattet ist. Also packte ich erst mal alles aus, machte das Rad fahrfertig incl. Aufpumpen der Reifen, und setzte meinen Weg zum Skytrain fort. Die erste Rolltreppe war natürlich außer Betrieb, also das Fahrrad samt Gepäck zu Fuss hochwuchten. Am Bahnhof des Flughafens war der erste mögliche Zug natürlich weg, ich musste eine knappe Stunde auf den nächsten warten.
Am Hauptbahnhof in Düsseldorf angekommen passt mein Fahrrad nicht in den Aufzug am Gleis, also wieder über die Treppe tragen und zum Gleis 16. Laut Wagenstandsanzeiger ist das Radabteil ganz hinten, die Anzeige über dem Gleis zeigt ebenfalls vorn die erste Klasse an, also stehe ich ganz hinten. Als der Zug mit Verspätung einfährt, ist es genau umgekehrt. Ich renne nach vorne, da pfeift der Zugführer schon zur Abfahrt. Es bleibt mir nichts anderes übrig als in die nächstbeste Tür rein zu springen und dann alles einzeln nach vorn zum Fahrradabteil zu schleppen. Nie wieder Düsseldorf, wenn es sich irgendwie vermeiden läßt!
Ohne Fahrrad hätte ich es mit einem ICE noch locker nach Mainz geschafft, so aber muss ich in Koblenz erstmal umsteigen. Zum Glück wartet der Zug auf uns. Inzwischen ist es nach Mitternacht und die Jugend, die den Samstag Abend in Koblenz gefeiert hat, sitzt angetrunken und laut krakelend im Zug nach Bingen. Dort hätte ich dann 4 Stunden auf die Weiterfahrt nach Mainz warten müssen. Draußen irgendwo bei eisigen Temperaturen, denn der Bahnhof ist natürlich abgesperrt, damit sich keine Obdachlosen darin wärmen können. Zum Glück holt mich Ulli in Bingen ab. Kaum sind wir daheim angekommen, beginnt es wieder zu schneien. Aber das ist mir dann schon egal, ich falle erst mal ins Bett und bin froh, das Abenteuer Marokko heil überstanden zu haben. 
Abschied von Marrakesch

Folienwickelmaschine für diese Größe manuell

Lufthansa Airbus

winterliche Überraschung daheim
    

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