Freitag, 30. November 2012

ab in die Wüste

Morgens bin ich bei Regen aufgewacht, also auf jeden Fall kein Grund, hier zu bleiben. Frühstück war gut, das Packen hat wie immer gedauert, und so bin ich erst um 10 Uhr auf dem Rad gesessen. Zunächst 12 km auf ganz guter Piste nach Merzouga, vorbei an einem Hotel neben dem andern. Die Strasse von Erfoud nach Merzouga am Erg Chebbi wird im nächsten Jahr fertig geteert sein, dann werden hier auch Busse und normale PKWs fahren. Die Hotelbesitzer versprechen sich neues Geschäft, aber die Ruhe und die Natur gehen verloren. Schon heute dröhnen Quads und Motorräder in den Dünen herum, und das dann gleich mit ganzen Busladungen?
Kurz vor Merzouga beim Einkaufen habe ich zunächst einen Wohnwagen aus Starnberg getroffen und dann eine junge Familie mit Kind, die mit dem Bus unterwegs sind. Neben 20 Liter Wasser habe ich noch Brot und Fischkonserven gebunkert, wer weiß, ob es unterwegs etwas gibt. Das Rad ist jetzt schon arg beladen, wenn das mal gut geht. Von Merzouga aus geht der Teer noch bis Taouz, aber ich komme wegen des heftigen Gegenwindes kaum voran. In Khamlia muss ich in einem Cafe schon die erste Pause machen. Dort gibt es viele Schwarze, der Ort ist bekannt für die Gnawa-Musiker schwarzafrikanischer Herkunft. Der Wirt gehört auch dazu, er spricht allerdings auch ein wenig deutsch, weil er schon einige Zeit in Deutschland lebte. Irgendwann erreiche ich Taouz und bekomme einen Cafe in einer Auberge, in der gerade eine ganze Schulklasse verköstigt wird. Was für ein Durcheinander, aber irgendwie herrscht doch Disziplin. Nach dieser Stärkung geht es los auf die Piste, etwa 250 km bis Zagora. Schon nach ein paar Meter treffe ich eine Holländerin, die zusammen mit ein paar Marokkanern auf eine Mitfahrgelegenheit zum selben Ziel wartete. Sie ist schon 4 Wochen unterwegs und friert, während ich im T-Shirt schwitze. Würde mich nicht wundern, wenn wir uns die nächsten Tage noch einmal treffen würden.
Ein Mopedfahrer erzählt mir etwas von der Auberge Porte de Sahara, aber die ist noch 30 km entfernt, und der Gegenwind ist immer noch heftig. So fahre ich denn langsam über die steinige Piste, links die Berge, die sind schon in Algerien, rechts liegt Marokko. Ein paar 4x4-LKWs kommen mir entgegen, dann plötzlich wieder der Mopedfahrer. Noch 20 km, aber die Sonne geht bald unter, ich lege mich nicht fest. So langsam schaue ich mich schon nach einem schönen Übernachtunsplatz um, aber die Wind-Böen lassen mich weiterfahren. Plötzlich merke ich, der Reifen hinten wird platt, und das beim Dunkelwerden.
Zuerst schaue ich mich nach einem Lagerplatz um, aber in der Nähe sieht es schlecht aus. Dann kommt der Mopedfahrer zurück, und mit ihm etwa 10 Jungs, um nach mir zu sehen. Ich muss erst mal alles abladen, den Reifen demontieren, das Leck ist schnell entdeckt. Der Luftdruck hat nicht ausgereicht, und bei dem Gewicht hat der Durchschlag jeweils rechts und links den Schlauch zerfetzt. Ok, ich nehme einfach einen neuen Schlauch, habe ja 3 dabei. Nur dieser hat ein Autoventil, dazu muss ich die Luftpumpe erst mal umbauen. Und jeder der 10 Jungs weiß es besser und will mithelfen. Einzig einer darf mein Rad halten, der Seitenständer ist nämlich schon heute morgen durch das Gewicht in die Knie gegangen. Nach einer halben Stunde ist es repariert, aber auch dunkel. Mit der ganzen Meute in die Büsche schlagen geht nicht, also willige ich ein, noch den Versuch zu machen, die Auberge zu erreichen. Nach einer Weile ist nur noch einer bei mir, und der wartet jedes Mal, wenn ich zurückbleibe. Zum Glück war Vollmond, und zusammen mit meinem Licht war die Sicht ganz gut. Trotzdem wäre ich einige Male fast in den Weichsandfeldern des Qued Ziz gestürtzt. Es dauerte ewig, aber dann waren wir endlich da, ich bekam etwas zu essen und konnte duschen. Der Mopedfahrer scheint für die Besitzer zu arbeiten.
Einen Wasserkanister mit etwa 6 Liter habe ich heute Abend gleich entsorgt, er war undicht und machte alles in der  Tasche nass. Wenn es morgen noch einmal Wasser zu kaufen gibt, entsorge ich auch den zweiten, dann habe ich weniger mit mir rumzufahren. Morgen kommt das Qued Rheris, da geht es wohl über einige Zeit in Sandfeldern herumzufahren. Mal sehen, heute bin ich jedenfalls froh, noch ein Bett gefunden zu haben.  
Frühstück ganz alleine im Dunes D'Or

Katzentrio

Dunes D'Or

am Erg Chebbi Richtung Merzouga

Erg Chebbi

Dromedare warten auf die fehlenden Touristen

Sandhosen durch den Wind


durch die Steinwüste - die Berge gehören schon zu Algerien

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